Typografie im Corporate Design: Auswahl, Regeln & Beispiele

Veröffentlicht am: 16.10.25
Zuletzt aktualisiert: 17.10.25

Bilder blitzen, Farben glänzen – doch die Schrift bleibt. Leise, aber dauerhaft. Sie ist kein Beiwerk, sondern Marken-Infra­struktur: unauffällig, unverzichtbar.

TL;DR

Typografie im Corporate Design fungiert als stille Marken-Infrastruktur – für Lesbarkeit, klare Hierarchie, stimmigen Ton und Wiedererkennung.

Methode statt Geschmack: von Markenpersönlichkeit → Tonalität → Schriftwahl mit klaren Regeln.

Ein definiertes Typo-System macht Wirkung reproduzierbar und sorgt für Konsistenz & Differenzierung.

Warum Typografie im Corporate Design unterschätzt wird.

Zugegeben: Schrift erreicht selten die spontane Wucht von Bildwelten. Und dennoch prägt sie Entscheidungen auf der unterbewussten Ebene. Wer Inhalte liest, interagiert mit Ihrer Marke im intensivsten Modus – Wort für Wort. Typografie wird damit zum stillen Stellvertreter für Charakter, Seriosität und Systematik. 

Kurz gesagt: Sie sorgt für Lesbarkeit, schafft Hierarchie, setzt Stimmung und offenbart ihre Persönlichkeit.

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Funktionen der Typografie – von Lesbarkeit bis Stimmung.

Vom Messestand bis zum Geschäftsbrief: Typografie hält das Corporate Design zusammen. Ihre Funktionen – jeweils mit unmittelbarer Wirkung:

  1. Visuelle Hierarchie: Sie entlastet überfrachtete Broschüren und Folien, strukturiert Titel, Einstiege und Fließtext – und lässt das Wesentliche sofort ins Auge springen.
  2. Wiedererkennbarkeit & Konsistenz: Ein durchgängiges Typo-System verhindert Stilbrüche und erzeugt an jedem Touchpoint dasselbe vertraute Markenbild.
  3. Differenzierung im Wettbewerb: Eine prägnante, alltagstaugliche Schriftwahl beendet Austauschbarkeit; sie schärft das Profil, ohne Lesbarkeit oder Usability zu opfern.
  4. Ton & Markenhaltung: Die Schrift definiert die kommunikative Grundhaltung – nüchtern oder emotional, technisch oder menschlich – und hält sie formatübergreifend stabil.

So viel zu den Funktionen – doch die Kernfrage bleibt: Wie wählt man die richtige Schrift?

Der Prozess: Von der Persönlichkeit zum Corporate Font.

Auf Basis meines Persönlichkeitsmodells übersetze ich Charakter konsequent in Typografie. Das ist keine Stilfrage, sondern Methode – mein Alleinstellungsmerkmal. Form folgt Bedeutung – und Bedeutung prägt die Form.

Die folgenden Beispiele zeigen Prinzipien und dienen als Orientierung, nicht als Rezept; je nach Branche und Kontext entstehen unterschiedliche Lösungen.

Von Markenwerten zur Schriftwahl – Schritt für Schritt am Beispiel.

Für Fire + Ice Cardetailing habe ich die prägenden Werte herausgearbeitet: Erfolg, Wertschätzung, Durchsetzungsfähigkeit – ergänzt um Schönheit, Inspiration, Innovation. Daraus ergibt sich der Persönlichkeitstyp Dominanz mit kreativer Note.

Aus dem Persönlichkeitstyp leite ich die Tonalität über Gegensatzpaare ab – zum Beispiel: weich ↔ hart, fein ↔ kräftig, schmal ↔ breit usw. Diese Tonalität führt direkt zur Schriftentscheidung (Form, Gewicht, Laufweite, Groß-/Kleinschreibung) und sorgt dafür, dass die Wirkung reproduzierbar bleibt.

Vorteil: Laien verstehen die Logik – und treffen schneller bessere Entscheidungen.

Warum diese Typo? Die Überschriften sind breit und blockig mit leicht kantigen Rundungen – sie wirken stark, bestimmt und holen sofort Aufmerksamkeit. Auffällig: innen eher eckig, außen weich und rund. Dieser Mix fühlt sich zugleich präzise und nahbar an.

Der Lauftext wirkt technisch, kühl und präzise – wie fein gefräst. Die Formen sind klar, der Abstand der Buchstaben etwas straffer. Insgesamt entsteht Dominanz mit einem Hauch Kreativität: ein kraftvoller Auftritt, der in den Details ingenieurartig wirkt und trotzdem leicht bleibt.

Noch mehr Beweise aus meiner Praxis.

Persönlichkeitstyp: Disziplin (Akzent: Sicherheit) – Ruhige, gleichmäßige Buchstaben und großzügige Abstände wirken sachlich und verlässlich; der Text lässt sich gut scannen. Der Ton ist professionell, freundlich und unaufgeregt – passend zu Medizintechnik.
Persönlichkeitstyp: Abenteuer (Akzent: Dominanz) – Extrem kräftige, große Wörter, stark verdichtet – laut, direkt, bühnenreif. Die Schrift drückt Energie und Haltung aus – keine Zierde, sondern Ansage.
Persönlichkeitstyp: Kreativität (Akzent: Abenteuer) – Große, runde Formen und ungewohnte Details wirken eigenständig, neugierig, offen. Trotz der Besonderheit gut lesbar – ideal, um Aufbruch und Verantwortung zu zeigen.

Fazit: Warum Schrift die Marke trägt!

Typografie ist keine Verzierung, sondern Marken-Infrastruktur: Sie sorgt für Lesbarkeit, ordnet Inhalte, baut Wiedererkennbarkeit auf und setzt den Ton – über alle Touchpoints hinweg.

Entscheidend ist der Weg von der Markenpersönlichkeit zur Schriftwahl: Aus Persönlichkeit entsteht eine Tonalität daraus folgen Parameter wie Form, Gewicht, Laufweite und Groß-/Kleinschreibung. So wird Wirkung wiederholbar – im Messestand wie im Geschäftsbrief.

Die Praxis zeigt: Prägnante, alltagstaugliche Typo differenziert, ohne Nutzbarkeit zu opfern; je nach Profil ruhig und verlässlich, laut und bühnenreif oder eigenständig und neugierig.

Wer Typografie systematisch definiert und dokumentiert, gewinnt Tempo, Konsistenz und ein unverwechselbares Markenbild. Kurz: Bilder blitzen, Farben glänzen – die Schrift bleibt und trägt.

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FAQ: Typografie

Schrift wirkt täglich, leise und konstant. Sie transportiert Tonalität, Professionalität und Orientierung – auch ohne Bild oder Farbe.

Vom Markenprofil aus denken (Werte, Persönlichkeit, Tonalität), dann Kriterien prüfen: Lesbarkeit, Charakter, Zeichensatz/Sprachabdeckung, Lizenzmodell, Technik (Web/App/Office), Performance.

Kommt auf die Marke an: Serifen wirken oft klassisch/kompetent, Sans moderner/neutral (siehe arcomed ag). Mischungen funktionieren, wenn Rollen klar definiert sind (z. B. Serif für Headlines, Sans für Fließtext).

Meist reichen 1–2 Familien. Für den Alltag: Regular, Italic, Bold; optional Display-Schnitt für Headlines. Weniger ist oft konsistenter.

Zeilenlänge 45–75 Zeichen, ausreichender Zeilenabstand (ca. 120–150 % der Schriftgröße), klarer Kontrast, sinnvolle Hierarchie, keine zu engen Laufweiten.

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