Farbe im Corporate Design: Gefühl in Sekunden, System für Jahre.

Farbe im Corporate Design ist keine Frage von Lieblingsfarben, sondern von Methode: Persönlichkeit klären, Markenfarben ableiten, Farbpalette definieren, konsequent anwenden – und standhaft bleiben, wenn die Gewohnheit nach Abwechslung ruft.

TL;DR

Farbe ist im Corporate Design das schnellste und stärkste Signal nach der Bildwelt.

Die richtige Palette entsteht nicht aus Lieblingsfarben, sondern aus der Markenpersönlichkeit.

Farbe erfüllt zwei Jobs – Aufmerksamkeit gewinnen und Identität bauen; ideal ist beides.

Ergebnis: schnellere, begründete Entscheidungen, klare Wiedererkennung und skalierbare Gestaltung. 

Markenfarben im Branding: Wirkung, Psychologie & Wiedererkennung.

Bevor ein Wort gelesen wird, trifft Farbe Bauch und Kopf: Sie ruft Erinnerungen ab, setzt Erwartungen, lenkt die Aufmerksamkeit, kodiert Hierarchie und schafft Wiedererkennung. Darum ist Farbe – neben der Bildwelt – das stärkste CD-Element.

Genau deshalb braucht Farbe keine Laune, sondern Kriterien. Wie findet man am effektivsten die richtige Farbpalette? Die Antwort beginnt nicht im Farbfächer, sondern in der Markenpersönlichkeit – und endet in klaren Regeln für Kontrast, Anteile und Anwendung, damit Wirkung reproduzierbar bleibt.

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Aus der Markenpersönlichkeit entsteht die Palette: Mein Persönlichkeitsmodell dient als Grundlage, um Farbunterschiede je Typ sichtbar zu machen – von Dominanz bis Gemeinsinn, von Kreativität bis Disziplin. Zugleich gilt: Branche, Umfeld und Kultur prägen, was ein Ton „sagt“. Rot kann im Supermarkt Rabatt signalisieren, im Motorsport Kraft; Blau wirkt in Banken verlässlich, in Tech präzise. Die Matrix ist daher Orientierung, kein Rezept, und passt sich je nach Kontext an.

Warum Farbe doppelt wirkt – Aufmerksamkeit & Identität.

Farbe kann zwei Jobs erledigen:

Erstens: als Signal im Wettbewerb – laut genug, um in Sekundenbruchteilen aufzufallen. Das ist die Logik für dichte Umfelder: Ladenstraße, Messehalle, Supermarktregal. Hier zählt Kontrast vor Charakter, Sichtbarkeit vor Subtilität.

Zweitens: als Ausdruck der Persönlichkeit – so gewählt, dass sie Werte trägt, Wiedererkennung baut und Jahre überdauert. Das ist die langfristige Logik des Corporate Designs: klären, definieren, dokumentieren, konsequent anwenden.

Am klügsten ist nicht entweder–oder, sondern sowohl–als auch: Aufmerksamkeit holt ab, Identität bindet. Das eine gewinnt den Blick, das andere das Vertrauen.

Wie zeigt sich das in der Praxis? Die folgende Gegenüberstellung macht zwei Charaktertypen sichtbar: Abenteuer – Tempo und Präsenz; Sicherheit – Ruhe und Vertrauen.

Sonnenenergie: Tempo und Aufbruch

Orange und Gelb wirken wie Sonnenschein: energiegeladen und optimistisch. Die hohe Helligkeit zündet sofort und vermittelt Tempo und Aufbruch.

Entdeckergrün: Tiefe trifft Lebendigkeit

Petrolgrün mit frischem Grün verbindet Tiefe mit Lebendigkeit. Das fühlt sich nach Natur, Entdeckung und Bewegung an – robust und dennoch vorwärts.

Signalstark: Neon-Grün auf Schwarz

Neon-Grün auf Schwarz – Sichtbarkeit am Anschlag: präsent, waghalsig, elektrisierend. Es signalisiert Entschlossenheit und Mut.

Zarte Töne: Halt und Vertrauen

Weiche, helle Töne erzeugen Nähe und Fürsorge; das Bordeaux sorgt für Bodenhaftung. Die Kombination liest sich als freundlich, beruhigend und zuverlässig.

Ruhe und Halt: Schiefergrün & Salbei

Gedämpfte, kühle Grüntöne vermitteln Klarheit und Gelassenheit; das dunkle Schiefergrün gibt Halt. Insgesamt wirkt die Kombination sachlich, verlässlich und beständig.

Geerdete Ruhe: Sand & Anthrazit

Sanfte, warme Sandtöne wirken beruhigend, das tiefe Anthrazit gibt Halt. Insgesamt entsteht eine ruhige, professionelle Vertrauensatmosphäre.

Der Prozess: Von der Persönlichkeit zur Palette.

Aus Bedeutungen wird Persönlichkeit – und daraus ein klarer Prozess: Wer Farben wählt, wählt Identität.

1. Werte definieren (Positionierung).
Welche Haltungen, Versprechen und Verhaltensweisen prägen die Marke? Wir verdichten sie zu klaren Wertbegriffen.

2. Typ zuweisen (Persönlichkeitsmodell).
Die Werte werden mit den Typen gematcht. Ergebnis: Primär‑Typ plus sinnvoller Nebenakzent – und eine Einordnung auf den Achsen hell↔dunkel, viele↔wenige Farben, hart↔weich, dynamisch↔statisch.

3. Farben ableiten (Palette & Regeln).
Aus dem Typ entstehen Kernfarben und Neutrals, Helligkeitsstufen, Kontrast und Anteile. So wird Wirkung reproduzierbar.

4. Farben einsetzen (Reichweite & Konsequenz).
Regelmäßige, konsistente Einsätze über Website, App, Print und Vertrieb verankern die Farbe im Gedächtnis; Ausreißer schwächen die Zuordnung.

Vom Prinzip zur Praxis: Nach Abenteuer und Sicherheit folgen die Typen Dominanz und Gemeinsinn – die Spannweite von Durchsetzung bis Verbundenheit.

Signalstark: Autorität und Klarheit

Schwarz, Weiß und Rot signalisieren Autorität und Entschlossenheit. Der Minimalismus schärft die Aussage und lässt keine Ambivalenz zu.

Noblesse: Macht und Souveränität

Dunkles Bordeaux mit Gold und Schwarz strahlt Macht, Souveränität und Wertigkeit aus. Schwer, nobel, unnachgiebig.

Performance: Tempo und Druck

Schwarz, Orange und Weiß lesen sich als Leistung und Druck: kühn, fokussiert, angriffslustig. Ein klares Performance‑Signal.

Schieferlicht: Ruhe und Nähe

Schieferblau schafft Ruhe, Wollweiß öffnet den Raum. Ein zarter Rosé-Akzent nimmt Härte und stiftet Nähe. Wirkt verbindend und zugänglich.

Hafenblau: Offenheit und Halt

Eisblau vermittelt Leichtigkeit, Marine gibt Halt. Ein schmaler Mauve-Streifen setzt einen Ideenimpuls – freundlich im Grund, gemeinschaftlich im Ton.

Herzenswärme: Nähe und Beständigkeit

Zartes Creme nimmt Härte heraus; Koralle stiftet Nähe, Tannengrün erdet. Die Kombination liest sich freundlich, fürsorglich und beständig.

Zum Abschluss: Disziplin und Kreativität – präzise Struktur neben kreativem Impuls. Der Vergleich schärft den Charakter.

Bühnen-Duett: Theatralik und Inspiration

Dunkelviolett bringt Mystik und Ernsthaftigkeit, das hellere Violett setzt imaginative Energie darauf. Zusammen wirkt es theatral, inspirierend und experimentierfreudig.

Tech-Trio: Klarheit und Kreativimpuls

Ein spannungsgeladener Farbdialog aus kühler Technologieanmutung, impulsiver Frische und kreativer Wärme. Lebhaft, unkonventionell, deutlich vorwärtsgerichtet.

Poptriade: Mut und Spielfreude

Hohe Sättigung in drei starken Tönen erzeugt Pop‑Energie: mutig, verspielt, aufmerksamkeitsstark. Die Kombination fühlt sich wie Bühne und Prototyp zugleich an – ideale Kreativsignatur.

Stahlkühle: Präzision und Ruhe

Kühles Hellgrau und Schiefer ordnen die Fläche; ein schmaler Kobaltbalken setzt den Funktionshinweis. Wirkt sachlich, präzise, verlässlich.

Farbsystem fürs Corporate Design: große Petrolfläche, schmale gelbe Trennlinie, darunter hellgraue Basis – modern und seriös.

Petrolklarheit: Ordnung und Fokus

Breites Petrol trägt die Fläche, helles Grau schafft Ruhe. Die feine Zitronenlinie führt den Blick – konzentriert, technisch, kontrolliert.

Markenfarben im Corporate Design: oben Anthrazit, schmaler burgunderroter Streifen, unten warmes Beige – seriös, mit hochwertiger Note.

Rubinlinie: Struktur und Ruhe

Graphit und Sand bilden eine stabile Grundspannung; die schmale Rubinlinie markiert Priorität ohne Lautstärke. Seriös, entschieden, diszipliniert.

Unternehmensfarben in der Markenführung – Praxisbeispiele & Anwendungen.

So wirkt das System in der Praxis:

Im Anschluss an die Farbreihen folgen Beispiele aus realen Projekten. Sie sind mit dem beschriebenen Verfahren entstanden und zeigen, wie Farbe je Persönlichkeitstyp im jeweiligen Kontext wirkt. Zugleich wird die gemeinsame Linie sichtbar: Das System erleichtert Entscheidungen – und die Designs haben Bestand.

Arcomed positioniert sich klar als Sicherheit/Disziplin‑Typ: Helle, pastellige Blau‑ und Hauttöne treffen auf viel Weißraum und dunkelblaue Typografie. Die Farbwelt wirkt ruhig und menschenzentriert, zugleich technisch präzise. So entsteht Vertrauen ohne Kälte – genau die Balance, die Medizintechnik braucht.
Der Auftritt folgt der Logik von Sicherheit und Gemeinsinn: Ruhige Grüntöne und großzügiges Weiß schaffen Nähe und Verlässlichkeit. Die fein gerasterten Strukturen wirken ordentlich, aber nicht steril – ein vertrauenswürdiger Rahmen für medizinische Kommunikation.
Hier herrscht der Dominanz‑Typ: Schwarz und Weiß bilden die Grundspannung, präzise Akzente in Rot und harte Lichtkanten verstärken den Performance‑Eindruck. Das Ergebnis: technisch, hochwertig, kompromisslos klar.
Als Sicherheits‑Marke mit Disziplin‑Anteil arbeitet Lendle mit reduziertem, ruhigem Farbklima und hochwertigen Materialien. Das vermittelt Stabilität und Beständigkeit – Seriosität, die nicht schwer wirkt, sondern souverän.

Fazit: Farbe mit System – Entscheidungen, die halten.

Farbe ist keine Geschmacksfrage, sondern eine Frage der Persönlichkeit. Wer seine Werte klärt und sie einem Typ zuordnet, kann Farben begründet wählen – und dadurch konsistent führen.

Das Ergebnis: weniger Debatten, schnellere Entscheidungen – weil definierte Kriterien (Typ, Kontrast, Anteile) intersubjektiv bewertbar sind.

Bessere Skalierbarkeit & Onboarding – weil Farbtokens, Regeln und Beispiele Wissen übertragbar machen.

Keine willkürlichen Designänderungen – da der Charakter festgelegt ist und Abweichungen als Regelbruch sichtbar werden.

Und eine effizientere Produktion aller Kommunikationsmittel – dank wiederverwendbarer Komponenten, klaren Freigabeschritten und weniger Korrekturrunden.

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FAQ: Logo Design

Meist reichen 1 Leitfarbe, 1–2 Akzentfarben und 2–3 neutrale Töne. Entscheidend sind klar definierte Rollen und feste Anteile. Sowie bei dem Markenauftritt von Arcomed.

Leite sie aus Werten, Zielgruppe und Differenzierungsziel (Markenpositionierung) ab – nicht aus persönlichen Vorlieben. Danach verbindlich im Corporate-Design-System festlegen.

Akzentfarben lenken Aufmerksamkeit (z. B. CTAs), Sekundärfarben strukturieren Flächen/Infografiken, neutrale Töne sichern Lesbarkeit.

Definiere pro Farbe HEX/RGB (Digital), CMYK (Druck) und ggf. Pantone. Dokumentiere Toleranzen im Styleguide; nutze Farb-Token für digitale Produkte.

Arbeite mit festen Verhältnissen (z. B. 60–30–10) und ordne Farben klaren Elementen zu (Headlines, CTAs, Flächen).

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